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Vom
königlichen Vergnügen zum artenreichsten Zoo der Welt
1844 gegründet, ist der Zoo Berlin der älteste Zoo Deutschlands und
der neunte der Welt
König Friedrich Wilhelm
III. von Preußen sei Dank: Seine ausgeprägte Leidenschaft für exotische
Tiere legte den Grundstein für den Zoo Berlin. Auf der romantischen
Pfaueninsel, noch heute ein beliebtes Ausflugsziel in der Havel, legte
er gemeinsam mit seiner ersten Frau Luise von Preußen Anfang bis Mitte
des 19. Jahrhunderts eine stattliche Ménagerie an, die auch Besuchern
zugänglich war.
Zu Pfauen, Schafen und Büffeln, Hirschen und Schweinen gesellten sich
alsbald zahlreiche Vögel sowie Mungos, Waschbären und sogar Kängurus,
Affen, Nasenbären und ein Pekari. Viele der tierischen Bewohner waren
Geschenke, doch kaufte der König auch Bestände hinzu wie beispielsweise
Teile der großherzoglichen Ménagerie zu Karlsruhe.
Nach Wilhelms Tod bestieg sein Sohn Wilhelm IV. 1840 den Thron und erbte
quasi einen Privatzoo, für den er allerdings keinerlei Leidenschaft
aufbrachte.
Die Stunde Lichtensteins hatte geschlagen…
Martin Hinrich
Lichtenstein, seinerzeit Direktor des Zoologischen Museums und Professor
an der Berliner Universität, war bereits königlicher Berater unter
Wilhelm III. und führte Oberaufsicht über dessen Tierbestand. Er
verfolgte schon einige Jahre den Gedanken, einen privaten zoologischen
Garten zu gründen und sah seine Chance gekommen. Gemeinsam mit dem
Naturforscher Alexander von Humboldt und Landschaftsarchitekt Peter
Joseph Lenné überzeugte er den König, viele Tiere und einen Teil der
Gebäude zur Verfügung zu stellen. Dieser schenkte daraufhin seine im
Tiergarten gelegene Fasanerie und die auf der Pfaueninsel gehaltenen
Tiere der Berliner Bevölkerung.
Nach dreijähriger Bauzeit
eröffnete am 1. August 1844 der Zoologische Garten Berlin.
Die Anfänge, sozusagen
ehrenamtlich verwaltet von Hinrichs, Humboldt und Lenné, gelten als
mühsam und wenig erfolgreich. 1845 wurde der Zoo Aktienverein. Bis heute
ist er Aktiengesellschaft und befindet sich weitestgehend in privater
Hand
Zwei
Kölner an der Spree: Blütezeiten unter Bodinus und Heck
1869 übernahm Dr.
Heinrich Bodinus, bis dato Direktor des Zoologischen Garten Köln, die
Geschicke des Parks und läutete den Aufwärtstrend ein.
Durch Ausgabe neuer
Aktien beschaffte er Kapital, um ein modernes Konzept zu verfolgen:
Weitere Tierarten zu zeigen, Musikpavillons, Terrassen und ein
Restaurant fürs Amüsement zu schaffen und neue, exotisch anmutende
Häuser zu errichten. Besucherzahlen und Einnahmen stiegen spürbar.
1884 starb Bodinus. Ihm
folgte der Frankfurter Zoodirektor Dr. Maximilian Schmidt, der nur vier
Jahre später verstarb. Schmidt wird die Einrichtung einer geordneten
Buchhaltung ebenso zugeschrieben wie der Aufbau eines Handwerkerstabs.
Prägend hingegen war
neben Bodinus Ludwig Heck. Heck, wie Bodinus ehemaliger Kölner
Zoodirektor, führte den Park nach Schmidts Tod von 1888 bis 1931. Mit
nur 28 Jahren trat er das Erbe an und entwickelte den Zoo Berlin zu
einem der artenreichsten der Welt. Heck werden nennenswerte Zuchterfolge
bei den Asiatischen Elefanten, Orang Utans und Schimpansen
zugeschrieben.
In den Blütezeit-Jahren
unter Bodinus und Heck entstanden neben dem berühmten Elefantenportal an
der Budapester Straße zum Beispiel das Antilopenhaus, das Elefantenhaus,
das Straußenhaus, das Affenpalmenhaus und das Große Raubtierhaus.
1913 wurde unter der
Regie von Heck das vom Verhaltensforscher Oskar Heinroth entworfene
Aquarium eröffnet.
1932 legte Ludwig Heck
den Zoo Berlin in die Hände seines Sohnes Dr. Lutz Heck.
Heck junior modernisierte
den Park erneut, ließ Gitter durch Gräben und großzügige Freianlagen mit
Naturstein errichten. Affenfelsen, Löwensteppe und Felsenanlagen für
Braunbären, Wölfe, Steinböcke & Co. stammen beispielsweise aus dieser
Zeit.
Zerstörung, Wiederaufbau, Zuchterfolge
1939 zählte der Zoo
Berlin über 4.000 Tiere in 1.400 Arten – 91 Tiere überlebten.
Während der
Bombenangriffe 1943 und 1944 und selbst noch während der Endkämpfe wurde
nahezu zerstört, was in 100 Jahren zu stattlichem Erfolg geführt worden
war. Tierpfleger kümmerten sich aufopferungsvoll um all die überlebenden
Tiere. 91 sollen es gewesen sein, darunter der beliebte Flusspferdbulle
Knautschke, Elefantenbulle Siam und Schimpansin Suse.
Als erste Zoodirektorin
Deutschlands übernahm Dr. Katharina Heinroth die schwierige Aufgabe, den
zerstörten Zoo aus den Trümmern wiederaufzubauen. Das Aquarium,
seinerzeit geplant von ihrem Mann Oskar Heinroth, wurde instandgesetzt
und das Antilopenhaus wieder zum Leben erweckt. Das Elefantenhaus und
das Flusspferdhaus wurden unter ihrem Einsatz völlig neu errichtet.
1956 ging die engagierte
Direktorin in den Ruhestand. Ihr folgte Dr. Heinz-Georg Klös, vormals
Direktor des Tiergartens Osnabrück. Viele der heutigen Tieranlagen und
Gebäude gehen auf seine Amtszeit zurück, zum Beispiel Affenhäuser,
Bärenanlagen und das Raubtierhaus mit Nachtabteilung.
Neben dem
originalgetreuen Wiederaufbau architektonisch bedeutender Bauten wie dem
Elefantentor legte Klös großes Augenmerk auf das Thema Arterhaltung. Er
schuf mit seinen Zuchterfolgen den Grundstein für viele gegenwärtig
erfolgreiche Gruppen wie die seltenen Spitzmaulnashörner,
Przewalskipferde oder Weißbartpekaris. Darüber hinaus gründete er die
Zooschule.1991 trat Dr. Klös in den Ruhestand.
Berlin:
Eine Stadt, zwei Zoos
Bedingt durch die Teilung
Deutschlands eröffnete die DDR 1955 unter Zoodirektor Heinrich Dathe
ihren „eigenen Zoo“, den Tierpark Berlin Friedrichsfelde, der heute mit
160 Hektar der größte Landschaftstiergarten Europas ist.
Entsprechend gab es in
Berlin nach der Wiedervereinigung zwei Zoos, jeder mit eigenen
Besonderheiten und Stärken. Zügig bestand Einigkeit über eine enge
Kooperation der Parks, die bis heute andauert und in Zukunft weiter
ausgebaut werden wird.
Direktor der Wendejahre
war Dr. Hans Frädrich, der den Zoo Berlin von 1991 bis 2002 leitete und
zuvor bereits Klös Stellvertreter war. Unter seiner Regie entstanden
unter anderem das futuristische Flusspferdhaus, die Pinguin- und
Robbenanlagen.
Ihm folgte für fünf Jahre
Dr. Jürgen Lange, der zuvor ein Vierteljahrhundert lang das Aquarium
Berlin erweitert und geleitet hatte. Das Nachtierhaus wurde unter der
Leitung von Dr. Lange umgestaltet. 2007 folgte Dr. Bernd Blaszkiewitz,
der bereits seit 1991 Direktor des Tierparks Friedrichsfelde war.
Dr. Blaszkiewitz war der
erste Direktor, der Zoo, Aquarium und Tierpark vorstand. 2008 wurde
Gabriele Thöne zum kaufmännischen Vorstand der Zoo AG sowie zur
Geschäftsführerin der Tochtergesellschaft Tierpark Berlin GmbH neben
Blaszkiewitz ernannt. In diesen Jahren wurde unter anderem die
Schimpansenanlage umgestaltet, das Gorilla-Freigehege, die neue
Orang-Utan-Anlage und das Vogelhaus im Zoo eröffnet. Im September 2013
legt Gabriele Thöne ihr Amt nieder.
Modernisierung 2.0 - Zukunftsfähige Konzepte für Zoo und Tierpark
2014 trat Dr. Andreas
Knieriem an, um Zoo, Aquarium und Tierpark fit für die Zukunft zu
machen. Am 19. September 2013 gab der Aufsichtsrat der Zoologischer
Garten Berlin AG bekannt, dass Knieriem zum Nachfolger des scheidenden
Direktors Dr. Bernhard Blaszkiewitz benannt worden ist und somit als
alleiniger Direktor beide Einrichtungen leitet.
Knieriem war als einer
der führenden Köpfe maßgeblich an der Neuausrichtung und Konzeption des
Erlebnis-Zoo Hannover sowie des Tierpark Hellabrunn beteiligt, dessen
Direktor und alleiniger Vorstand er bis zu seinem Wechsel nach Berlin
war. Er ist überzeugter Kämpfer für Natur- und Artenschutzthemen, für
die er Menschen begeistern möchte. Entsprechend plädiert Knieriem für
eine zeitgemäße Begegnung von Mensch und Tier. Zurzeit erarbeitet er
gemeinsam mit einem interdisziplinären Team die Ziel- und
Entwicklungsplanungen von Zoo und Tierpark Berlin bis zum Jahr 2030.
Quelle: offizielle Seite von Zoo
Berlin (2016)
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